... und dann kam Halla

Foto: Andrea Müller
Foto: Andrea Müller

Das Versprechen an Halla

 

Eines Tages sagte mir mein Mann Timo, dass auch er gerne reiten möchte. Und nach den ersten Reitversuchen stand schnell fest, dass wir ein eigenes Pferd für ihn suchen wollen. Und so kam es, dass wir auf der Suche nach einem geeigneten Pferd für ihn auf Halla trafen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, dass es etwas anders kommen sollte, als wir alle ursprünglich dachten. Dazu aber später mehr. 

 

Halla stellte sich gleich sehr adrett hin und bemühte sich sehr, uns zu beeindrucken und zu gefallen. Sie strahlte nur so vor Freundlichkeit und Sanftmut. Ihre Augen funkelten regelrecht, als sie uns nacheinander mit ihrer Nase sanft berührte. Fast schon magisch fühlte es sich für uns an. Sie hätte es gar nicht so deutlich darstellen brauchen, denn sie war eine so tolle, großartige Persönlichkeit, dass sie ohnehin nur mit ihrer reinen Essenz jeden Raum einnehmen konnte. Ich könnte stundenlang versuchen, sie zu beschreiben, aber nichts käme annähernd an das heran, was sie ausmachte. Halla, das fantastische Fabelwesen in Gestalt eines 800 kg schweren Kaltbluts. 

 

Als sie dann nach wenigen Tagen bei uns einziehen konnte, war es anfangs unerwartet schwierig mit ihr. Wir haben es nicht verstanden, dass sie sich so vollkommen anders verhalten hat, als wir sie kennenlernten. Man konnte es auch nicht mit der neuen Umgebung und den anderen Pferden, die ihr natürlich noch total fremd waren, erklären. Die Herde verhielt sich sehr höflich ihr gegenüber und gab ihr genug Raum, um zu sein. Das hier war anders. Dieser Schmerz saß tiefer, man konnte es ihr ansehen und spüren, dass da einfach mehr hinter steckte. 

 

Ich habe mit einer Freundin über diese Wesensveränderung gesprochen und sie brachte ein Thema auf den Tisch, was mir in der Form neu war. Tierkommunikation über eine Tierkommunikatorin, die gefühlt am anderen Ende der Welt saß. Ich war skeptisch, ob das wirklich per Telefon auf die Distanz nur per Foto funktionieren könnte. Aber ich wollte das wissen, ich hatte doch schon in meiner Kindheit gespürt, dass es da mehr gibt, als man sieht. Ich habe da doch immer wieder irgendwas gespürt und konnte es nicht zuordnen. „Nun denn was soll passieren? Im schlimmsten Fall klappt es nicht und gebe etwas Geld aus“ dachte ich mir und vereinbarte einen Termin mit der Dame, die mir meine Freundin nannte. Zum Glück!

 

Unser Telefongespräch über Hunderte Kilometer Entfernung hinweg, nur über ein Foto von Halla und der Information, wie alt sie ist, verlief für mich unerwartet unglaublich. Halla erzählte von ihrer Mutter, die sie sehr vermisste. Über den Umstand, dass sie mit einem anderen Pferd vor dem Planwagen gelaufen ist und sie plötzlich und unerwartet voneinander getrennt wurden. Ab da ging es für sie erst richtig los, sie wurde verkauft und wieder verkauft und wiederum verkauft. Dann war sie bei uns gelandet und fühlte sich wiederum eingeholt von diesem Muster des ewigen Wanderpokals und befürchtete, wieder gehen zu müssen. Wir hatten nicht vor, sie zurückzubringen, allerdings fühlte sie sich von diesem Gefühl eingeholt und das verunsicherte sie. 

 

Man muss sich mal vorstellen, wie es in ihr ausgesehen hat. Zutiefst entwurzelt, mit einem riesigen Gefühl der Unsicherheit. Mit dieser Feinfühligkeit, die sie hatte, war das schon der Super-GAU schlechthin. Das Spannende ist, das war noch nicht alles, was sich aus diesem Gespräch ergeben hat. Wir haben ihr gesagt, dass wir sie verstanden haben und es uns unendlich leid tut, was ihr widerfahren ist. Und das Wichtigste war, dass wir ihr ein Versprechen gegeben haben. Ein Versprechen, dass sie für immer bleiben darf, wenn sie möchte, dass sie hier bei uns willkommen ist und sie hier ihre neuen Heimat-Wurzeln schlagen darf. Wenn sie denn möchte … und sie wollte es aus tiefstem Herzen.

 

Dann passierte etwas Erstaunliches …. 

Ihr Blick wurde klar, man sah ihr an, dass die Botschaft in jeder ihrer Fasern angekommen ist und innerhalb kürzester Zeit war sie vollkommen angekommen. Nicht mal 2 Tage nach unserem Gespräch hatte ich sie so auf der Weide stehen, wie ich sie zum ersten Mal sah. Ein einhorngleiches Fabelwesen im Körper eines 800 kg schweren Kaltbluts. 

 

Heute weiß ich, dass sie mir wohl von guten Wesen geschickt wurde, denn noch in dem Jahr begann meine persönliche Reise mit der Tierkommunikation. Und im selben Jahr besuchte ich den ersten Kurs. Ab diesem Gespräch begann meine Reise mit der Tierkommunikation.

 

Mein Mann fand schlussendlich das Reiten doch nicht so spannend und fand es auch viel schöner, einfach so Zeit mit Halla zu verbringen. Vom Boden aus auf Augenhöhe fühlten sich die beiden so unglaublich wohl. Aus einem Reitpferd wurde, ein Familienmitglied, ein wahrer Weggefährte und eine bezaubernde beste Freundin für Timo und mich. Jedes unserer tierischen Begleiter war ein Familienmitglied, aber Halla hat ein neues Level eingeläutet.

 

Ich hatte in unseren gemeinsamen Jahren viele vertraute Gespräch mit Halla und sie war eine wirklich großartige Lehrerin. Sie wusste immer genau, was gerade wichtig und richtig ist.

 

Das Versprechen, was ich ihr in unserem ersten Gespräch gegeben habe, habe ich bis zu ihrem Ableben feierlich eingehalten und wir haben jede unserer gemeinsamen Minuten genossen. Danke Halla, meine liebe Freundin und Weggefährtin. 

Foto: Andrea Müller
Foto: Andrea Müller

Halla 21.04.2001 - 27.02.2014

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