Problemtiere

Foto: Andrea Müller
Foto: Andrea Müller

Immer wieder höre ich von Problempferden, Problemhunden, Problemkatzen und Problemtieren im Allgemeinen. Aber was ist denn eigentlich ein Problemtier?

 

Manche sagen, dass es nicht einfach "händelbare" Tiere sind, andere sagen, es sind Tiere die "Ärger" machen. Ich mag den Begriff Problemtiere nicht besonders. Meiner Erfahrung nach können die Tiere, die so reagieren, in den seltensten Fällen nicht anders. Warum? Weil sie nicht weiter wissen, sich nicht ausdrücken können oder dürfen oder nicht verstehen, was man denn eigentlich von ihnen möchte.

 

Das Gefühl der Frustration kennt jeder, der schon einmal mit jemanden gesprochen hat, sich unbedingt verständlich machen wollte und nach unzähligen Versuchen es noch immer nicht geschafft hat, sich dem Gegenüber mitzuteilen. Sei es, weil der Gesprächspartner nicht zuhört, man vielleicht ganz ignoriert wird, inhaltlich einfach nicht versteht oder gar eine völlig andere Sprache spricht.

 

Manche Tiere reagieren aus vergangenen Erfahrungen heraus, um sich zum Beispiel selbst zu schützen.

Gesundheitliche Probleme können ein Tier ebenfalls dazu verleiten, ungewöhnlich zu reagieren, manchmal auch aggressives oder verstörtes Verhalten zu zeigen. Schmerz, Unwohlsein, ein psychisches Problem oder Stress, der situationsbedingt oder umweltbedingt auf das Tier wirkt, sind weitere Faktoren, die sich auf das Verhalten auswirken können.

Eine ausgeprägte, starke Persönlichkeit ist nicht gleichzeitig ein Problem. Das Problem entsteht dann häufig erst darin, nicht zu wissen, wie man selbst damit umgeht.

Hormone und Launen spielen dabei natürlich auch eine wichtige Rolle.

Zu wissen, was die Ursache ist und im Zwiegespräch mit dem Tier zu sein, was es wann wozu verleitet, kann bereits viele Dinge klären und ein ganz anderes Licht auf die Sache werfen.

Einmal die Perspektive des anderen sehen und verstehen, kann schon vieles klären.

Stell dir vor, du hast keine Stimme, um dein Problem zu schildern. Keine Hände, um dein Problem aufzuzeichnen. Du bist nicht mal mit den Gepflogenheiten dieser seltsamen Spezies Mensch vertraut. Was würdest oder kannst du tun, um dich zu verständigen? Du fängst an zu experimentieren, womit auch immer du dir mit behelfen kannst. Und dann wirst du immer noch nicht verstanden. Du bist frustriert, versuchst noch mehr Experimente. Wirst vielleicht sogar aggressiv, weil nichts funktionieren will. Fühlt sich doof an, oder?

Menschen verstehen Tiere nicht immer auf Anhieb, genauso wie Tiere die Menschen nicht immer auf Anhieb verstehen. Um ein besseres Verständnis und eine bessere Beziehung zueinander zu haben, müssen wir uns als Menschen bemühen, Missverständnisse aufzuklären und unseren tierischen Begleitern das Leben so angenehm und artgerecht wie nur möglich zu gestalten.

 

Den Tieren sind viele Handlungsmöglichkeiten genommen, dadurch, dass sie mit den Menschen zusammen leben und eine gewisse Begrenzung ihrer Natur erfahren.

Ich mag den Begriff Problemtier überhaupt nicht. Ich finde, es sollte eher heißen "nicht gelöster Konflikt zwischen den Spezies" oder "Problem, dessen Ursachen uns noch nicht bekannt ist".

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sich Tiere fühlen, die endlich verstanden werden. Wie die Lebensqualität beider Spezies sich zum Positiven wandelt, seitdem man mehr aufeinander eingehen kann, weil man endlich versteht, warum man miteinander im Konflikt gestanden hat und warum welche Reaktionen vorgekommen sind.

 

Ich könnte noch weit mehr Seiten mit diesem so wichtigen Anliegen füllen, aber den Kern der Problematik konnte ich, so denke ich, erfassen.

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