Glück im Unglück

Foto: Pixabay
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Straßenverkehr kann unglaublich gefährlich sein, ich denke, darüber sind wir uns alle einig. Ich möchte jetzt einmal ganz kühn behaupten, dass ich eine recht achtsame Fahrerin bin. Nicht zuletzt, weil man es gewohnt ist Hunde, und andere Wesen tierischer und nicht tierischer Art zu transportieren. 

 

Nun war ich an einem Samstagmorgen auf einer Landstraße unterwegs, die zu meiner linken mit Bäumen und Wiesen gesäumt war und zu meiner rechten mit einem Ansteigenden, felsartigen Hang versehen war.

 

Und plötzlich, völlig unvermittelt flog ein wunderschöner Mäusebussard auf. Er sass am Fahrbahnrand auf der rechten Seite. Ich konnte ihn nicht sehen, bis er die Flügel spreizte und sich in die Lüfte erheben wollte. 

 

Eine Vollbremsung mit Ausweichmanöver konnte den Unfall nicht mehr vermeiden. Ich erwischte ihn noch mit meiner Beifahrertür. 

Sofort hielt ich an und sah nach ihm. Er saß verwirrt taumelnd im Straßengraben. Es war zwar kein Blut zu sehen, aber mir war klar, dass er Hilfe brauchte. Ich zog mein Telefon aus der Jackentasche und versuchte bei der Wildvogelstation anzurufen, die nicht weit vom Unfallort lag, um uns anzukündigen. Natürlich waren wir in einem Funkloch, wie konnte es auch anders sein. 

 

Ich ging gerade zum Auto zurück, um einen Karton zu holen, den ich schon lange aus dem Auto räumen wollte. Mein mit Warnblinker parkendes Auto machte einen Autofahrer aufmerksam, der sofort anhielt, um zu fragen, was passiert war und ob er helfen könne.

Während ich zu dem Vogel zurückkehrte, erklärte ich schnell, was passiert war und dass ich vor habe, ihn in die nahe gelegene Wildvogelstation zu bringen.

 

Der Mäusebussard saß im Graben, hob drohend die Flügel, soweit es seine Verletzungen zuließen und sah mich mit großen Augen und weit geöffnetem Schnabel an. Ich erklärte diesem unfassbar wunderschönen Vogel verbal, was ich vor habe und ihm helfen möchte. Nach kurzer Zeit ließ er es zu, dass ich mich nähern und ihn aufheben konnte.

Verwundert sah mich der Mann an und sagte: "Nee, also dass hätte ich jetzt nicht gedacht, ich hätte gedacht, der hackt ihnen in die Hände."

Ich konnte ihn nur ansehen und fragen: "Warum sollte er? Ich habe ihm gesagt, was ich vor habe, dass ich ihm helfen möchte. Ihm Zeit gegeben und ihn das Tempo bestimmen lassen, indem er sich noch wohl fühlt. Genau das hat er verstanden."

Dann sagte der Fahrer etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: "Das ist gut zu wissen, wenn ich mal in die Situation komme, mache ich das auch so."

 

Ich hatte nicht viel Zeit, um mich weiter zu wundern oder über seine Worte nachzudenken, ich wollte den Mäusebussard so schnell wie es nur ging, in gute Hände geben, die ihm helfen können. 

Ich nahm ein sauberes Handtuch, was ich immer für die Pferde im Auto habe, und legte es behutsam um den Vogel, um ihn dann ich die Kiste zu setzen, die ich schon lange aus dem Auto räumen wollte. Wie gut, dass ich es immer vergessen habe. 

 

Sofort fuhr ich zur Wildvogelstation in Kirchwald, wo man sich sofort seiner annahm. Dass ich die Patenschaft für ihn übernehmen würde, stand für mich außer Frage. Schließlich hatte ich auch eine Verantwortung ihm gegenüber und wollte nur sein Bestes.

Als ich einige Zeit wieder zu Hause angekommen war, rief eine liebe Frau von der Wildvogelstation an, um mich über den Zustand des Vogels zu informieren. Es ging ihm gut, er hatte einen gebrochenen Flügel, der jedoch sehr günstig brach und gut verheilen würde. Ein noch junger Vogel erklärte sie mir, der in wenigen Wochen wieder ganz gesund werden würde und in die Freiheit zurückkönnte.

Was soll ich sagen, ich war überglücklich! Ich dachte noch eine Zeit über diesen Unfall nach und ich konnte nicht umhin, mich darüber zu freuen, wie viel Glück im Unglück es doch war.

 

Und ich musste auch wieder an den freundlichen Mann denken, der sich interessierte, was passiert war und wie es mit dem Vogel weiter geht. Und da fiel es mir erst wieder ein, dieser eine Satz, der mich hat hoffen lassen, etwas angestoßen zu haben, was den Umgang mit verunfallten Wildtieren betrifft. 

"Das ist gut zu wissen, wenn ich mal in die Situation komme, mache ich das auch so."

 

Und nun sitze ich hier und berichte euch in der Hoffnung, noch mehr Menschen zu erreichen, die helfen und handeln. Die den Tieren beistehen und sich kümmern, Verantwortung übernehmen und achtsam mit solchen Situationen umgehen.

 

Natürlich ist beim Umgang mit verunfallten Tieren einiges zu beachten, um dem Tier gut helfen zu können und sich selbst nicht zu gefährden.

Man darf schließlich nicht vergessen, dass es eine besondere Stresssituation für die Tiere bedeutet und besondere Achtsamkeit gefragt ist. Das gilt in dem Fall für Wild- wie auch für Haustiere.

 

Ich wünsche mir von Herzen, dass ich wenigstens ein paar Menschen erreichen konnte. Ich hoffe, du bist einer davon.

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