Das kleine Wunder der Zaunkönige

Foto: Pixabay
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Vorab ein kleiner Steckbrief zu Zaunkönigen:

 

  • etwa 10 cm groß
  • etwa 10 g schwer
  • Flügelspannweite 12-14 cm
  • legen 5-8 Eier
  • bauen kugelförmige Nester mit kleinem Einflugloch 

Was für eine aufregende Zeit doch die Brutzeit ist.

Vor 1,5 Wochen bemerkte ich zum ersten Mal einen kleinen Zaunkönig, der eifrig in unser Heulager am Stall flog. Die Vermutung lag nah, dass sich dieses kleine Vögelchen einen Ort zum Nisten ausgesucht hatte. Allerdings konnte ich zunächst nicht feststellen, wo sich das Nest befand. Einige Tage später sah ich noch einmal nach und fand schließlich auch das Nest. 

Es hing genau in den Heuballen, die wir noch so dringend für die Pferde benötigten und genau so das es unmöglich war neues Heu liefern zu lassen, ohne das Nest zu gefährden.

 

Ich nahm Kontakt zu diesem kleinen Vogel auf und wollte mich noch erkundigen, ob die zeit noch reicht, ein anderes Nest zu bauen. Als Antwort bekam ich: "Zu spät, es ist alles fertig und die Kinder liegen schon drin."

Ein vorsichtiger Blick ins Nest offenbarte mir 6 winzige kleine Eier. Die so zart schienen, dass man sich kaum zu atmen wagte, um sie nicht zu gefährden.

 

"Oh je was mach ich jetzt?" Dachte ich nur und überlegte hin und her, was ich tun könnte.

Ich wälzte sämtliche Gedanken um. Wie könnte ich Ersatzheu organisieren? Wie würde ich es lagern können? Würde das Nest in dem recht lockeren Heu halten?

 

Es war eine prekäre Ausgangslage.

Auf der einen Seite die kleine Zaunkönigfamilie mit ihren Eiern, die sie so sorgfältig und liebevoll umsorgten. Auf der anderen Seite meine Pferdefamilie, die auf das Heu angewiesen waren. 

Was sollte ich nur tun?

 

Zum Glück gibt es einige Dörfer weiter eine Wildvogelstation, die ich um professionellen rat fragen konnte. Sie haben mehr Ahnung von Wildvögeln und ihren Bedürfnissen. 

 

Schlussendlich stand der beste Weg für das weitere Vorgehen fest. Es blieb nichts anders, als sie so behutsam und vorsichtig umzusetzen. Und das Umsetzen noch solange es ging hinaus zu zögern, um die besten Chancen den kleinen zu ermöglichen.

 

Ich wollte die Zaunkönigfamilie nicht unvorbereitet vor vollendete Tatsachen stellen und kommunizierte jeden Tag mit ihnen, um sie auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten. Ich stellte einen alten Sprungständer mit einem geöffneten Nistkasten auf, legte etwas Heu darauf und hinein. Ich vermittelte, dass ich vorhabe, in absehbarer Zeit das Nest dort hinein zu setzten. Und erklärte immer wieder, warum ich das tun muss.

 

Dann war es so weit. Es musste umgesetzt werden. Die Küken waren in den letzten paar Tagen geschlüpft und regten sich sehr zu meiner Freude munter.

 

Noch eine Kommunikation. "Jetzt ist es so weit, ich setze jetzt dein Nest mit deinen Küken dort in diesen Nistkasten. Wenn du gleich zurückkommst, schau bitte dort nach deinen Küken." 

 

Behutsam löste ich das Nest aus dem Heu und setzte es in den vorbereiteten Nistkasten. Als ich fertig war, kam der kleine Vogel, der mich aus einiger Entfernung genauestens beobachtet hatte, gleich angeflogen und ich konnte beobachten, wie er zielstrebig zum neuen Standort seines Nestes flog. 

 

Ich war so unfassbar glücklich, dass es so gut verlaufen war und jetzt alle unversehrt nebeneinander leben können. Ohne an Futter, Lebensqualität oder gar an Leben Einbüßen zu müssen.

 

Ich freue mich schon sehr darauf, die kleinen Zaunkönige weiter aufwachsen zu sehen und hoffe, das sie ein gutes Leben haben werden. 

Zukünftig werde ich noch mehr Nistkästen aufstellen und hoffe insgeheim, dass sich vielleicht der ein oder andere kleine Zaunkönig sich wieder ein Nest bei mir bauen möchte. Nur doch lieber in den Nistkästen als im Heu. Das ist sicherer und bedeutet weniger Aufregung für alle Parteien.

 

Schlussendlich bin ich sehr glücklich über dieses kleine Wunder der Zaunkönige. 

Fotos: Andrea Müller 


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